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  • drygalla1

Fliegen

Aktualisiert: 15. Okt. 2023




FLIEGEN. Einfach losfliegen. Für immer wegfliegen. So sollte es sein. Ein Auflösen, ein eruptives Aufspringen stelle ich mir vor.

Wie ein Feuerwerk in alle Richtungen. Und in alle Dimensionen. Auch in die, die es gar nicht gibt.

Vielleicht aber auch nur in die Dimensionen, die es nicht gibt. Ins NICHTS. Oder ins ALLES.

„Mama“, hat mich mein jetzt großes Kleinchen — als es noch ziemlich klein war— gefragt, „Mama, kannst du mir über die Augen streicheln, wenn ich sterbe?“.

Den Kloß im Hals, den ich damals hatte, kann ich noch heute spüren. „Vermutlich werde ich dann nicht mehr leben“, habe ich geantwortet. Und dazu gedacht: ‚Bitte, bitte, lass mich dann nicht mehr leben. Ich möchte nicht, dass mein Kind vor mir geht’. Vermutlich war das eher ein Stoßgebet als ein Gedanke. So eins von der agnostischen Sorte. Oder zwischen Atheismus und Glauben.

Und in die Richtung des Kleinchens habe ich ergänzt: „Aber ich denke, dass ich irgendwie immer da sein werde. Und dir deshalb dann auch über die Augen streicheln kann. Egal wo ich bin.“

So stelle ich es mir vor. Auflösen, aufspringen, losgelassen sein, entmaterialisiert, befreit irgendwie. Befreit von den Begrenzungen. Von den körperlichen, geistigen, von allen Begrenzungen. Frei von Angst und Schmerz. Endlos frei. Zugleich nicht mehr ich und alles zu sein. Irgendwie so. Frei.

Frei von allein. Frei von allem.

Und ganz leicht. Ohne jedes Gewicht. Ohne Materie. Ohne Körper. Ohne Sinn. Aber unendlich weit davon entfernt, über Sinn oder Sinnlosigkeit nachzudenken. Frei. Der Traum vom Fliegen. Oder auch nichts mehr als FLIEGEN. Weg sein. Gestorben sein. Nichts sein und überall sein zugleich. FLIEGEN.

(2021)


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